Definition Anthropogogik

Anthropogogik statt Anthropagogik (von griech. ánthropos „Mensch“ und agein, „führen“), weil uns der Mensch wichtiger ist, als das “Führen”. Wir unterstützen bei Veränderungsprozessen, beim Lernen, aber die Veränderungswilligen  entscheiden selbst was und wann. Anthropogogik ist jene wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Bildung und dem Lernen des Menschen auseinandersetzt. Dabei bilden Respekt, Wertschätzung und Empathie die ethische Grundlage. Der Begriff Anthropogogik leistet  einen Beitrag zu einer geschlechtergerechten Sprache. Während die Begriffe Pädagogik und Andragogik etymologisch von maskulinen Formen abstammen, ist Anthropogogik ein geschlechtsneutraler Begriff.

Die Pädagogik beschäftigt sich hauptsächlich mit Kindern und ihren Bedürfnissen. Die Andragogik hingegen mit der Bildung Erwachsener. Das Interesse der Geragogik liegt im Bereich des älteren Menschen. Was ist aber mit den, meist mit psychischem Stress verbundenen, Übergangsphasen der Pubertät und jener Lebensspanne, in der der Hormonspiegel allmählich wieder abnimmt und das sogenannte „älter sein“ beginnt? Gerade in dieser Zeit der großen Veränderungen sind Lernprozesse eine besondere Herausforderung. In der Anthropogogik werden die Teilbereiche Pädagogik, Andragogik und Geragogik vereint. Dies ist notwendig, da es keine klaren Grenzen zwischen den Altersgruppen gibt, welche den Teilbereichen zugeordnet sind.

Die Anthropogogik beschäftigt sich mit dem Lernen an sich. Mit dem Wissen darüber, wie das Lernen physisch und psychisch von statten geht. Das Wissen darüber kommt zum Teil aus der Psychologie und aus der Neurobiologie. Prinzipiell bauen auch die drei Teilbereiche auf dem gleichen Fundament auf, dem Wissen um die Entwicklung und die Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Berücksichtigt werden in der Anthropogogik aber nicht nur verschiedene, altersbedingte Entwicklungsstadien des Gehirns, sondern auch geschlechtsspezifische Eigenheiten.

Die Anthropogogik erforscht, was beim Lernprozess förderlich ist und was hinderlich. Welche Methoden das Lernen unterstützen. Wie das Lernen Freude macht. Wie Blockaden vermieden werden können, oder überwunden, wenn sie schon aufgebaut wurden. Wie Menschen leichter, schneller und nachhaltig lernen.

Ziel ist es, den Prozess des Lernens in allen Bereichen und Altersstufen respektvoll und empathisch nach „state of the art“ zu unterstützen. In der Anthropogogik sollen beispielsweise Konzepte erstellt werden, die bereits von frühester Kindheit an dazu Sorge tragen, dass von der vorschulischen Frühförderung über die die Primar- und Sekundarstufe bis hin zum tertiären Bildungsbereich alle Maßnahmen kompatibel, aufbauend ineinander greifen. Schnittstellen- und Übergangsprobleme sollen vermieden und dadurch der Lernprozess optimiert werden.